Text des Monats

Monat 03/2024:
HäämetLied von Bruno Hain

Mehr als 1000 und ein Bild namens Heimat

Bruno Hain
Bruno Hain

Das Gedicht HäämetLied des kürzlich verstorbenen pfälzischen Autors Bruno Hain ist Mundarttext des Monats im März 2024, darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe geeinigt. Dieser Text wurde ausgewählt, so Karin Klee, Autorin und Sprecherin der Gruppe, um an das Werk und den außerordentlichen Menschen und Autor aus Böhl-Iggelheim zu erinnern.

Zur Bosener Gruppe gehören:

Über den ausgesuchten Text schreibt der Autor und Sprecher der Bosener Gruppe Peter Eckert:

Bruno Hains Gedicht ist das siebte und letzte aus dem Gedichtzyklus „Häämet – Siwwe Lieweserklärunge“, erschienen 1994 mit Illustrationen der Malerin Martha Bitsch. Im ersten der Gedichte zählt er auf, was alles Heimat sein kann: Land, Stadt, Dorf, Straße, Haus, Mensch. Im Folgenden spürt er auf jeder Ebene nach, was Heimat an dieser Stelle im Einzelnen bedeuten kann. Immer kleiner werden die Details: Heimatluft, das Klingeln der Straßenbahn, Kinderlachen, Menschenelend, sogar sonst so kritisch Betrachtetes wie „Weck un Worscht un Woi“ darf erwähnt werden, die Wäsche im Wind, der Regen auf den Ziegeln, der Kaffeeautomat. Alles hat irgendwie und irgendwo mit Heimat zu tun. Aber selbstverständlich ist das fast so etwas wie eine Zufallsauswahl, die für 1000, 10000 oder noch mehr Einzelheiten steht, die zu ihrer Zeit zusammen mit Land, Stadt, Dorf, Straße und Haus ein Bild von Heimat ergeben. Über allem aber steht die Heimat, die ein Mensch, ein geliebter Mensch gibt. Diese Liebe ist die Heimat, in der das Große, Ganze und all die Kleinigkeiten, in der alles vereint ist, was zählt, sie ist das Daheim.

Zu erwähnen wäre vielleicht, dass Bruno Hain in diesem Zyklus gleich drei „Tabus“ bricht. Eines, nämlich „Weck un Worscht un Woi“ ist schon erwähnt. Die andern beiden? Das sind die Worte Heimat und Liebe, von denen immer wieder mal zu hören ist, die gäbe es in Mundart nicht. Man kann das sicher dogmatisch sehen. Andererseits: Sollte man, nachdem so viel Unschönes in unsere Sprache eingedrungen ist, der Mundart nicht auch zwei so schöne Begriffe als Lehnworte gönnen? Mit etwas Liebe geht das sicher.

HäämetLied

In der, moi Lieb, bin ich dehääm.
Du bischt moi Haus, in dem ich Zuflucht finn.
Du bischt moi Strooß, wu ich mich net verlaafe konn.
Du bischt moi Dorf, in dem ich jeden Winkel kenn.
Du bischt moi Stadt, die wu mer alles gibt.
Du bischt moi Lond, des wu mich lewe loßt.
Du, moi Lieb, bischt moi Dehääm.

Bruno Hain